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Münster verstehen mit MÜNSTER-MAREIKE & HANSA-HANNES

Münster Dings

Ein Instagram-Profil namens Münster Dings kommentiert ironisch die Münsteraner Lebensart in Form von Memes – knappen, pointierten Text-Bild-Kombinationen. Der Account hat mittlerweile über 67 Tsd. Follower und nutzt seine Reichweite längst für mehr als diese Memes. Wir durften die Person treffen, die hinter Münster Dings steckt und gern anonym bleiben möchte.

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Münster Dings zählt zu den reichweitenstärksten Instagram-Profilen aus
Münster. Wann hast du den Account erstellt und weißt du noch, wie du
auf die Idee gekommen bist?

Ich habe ihn Ende 2019 erstellt, vor viereinhalb Jahren. Auf die Idee gekommen bin
ich, als ich gesehen habe, dass es viele andere Städte-Meme-Seiten gab. Das war
zu der damaligen Zeit neu, dass Memes auch auf Instagram einen lokalen Bezug
hatten. Ich fand die Memes von vielen anderen Städten – also, die Sachen, die
man als Außenstehender verstehen konnte - echt witzig und dachte mir: Oh, für
Münster gibt‘s das noch nicht. Und dann hab` ich es halt einfach probiert. Ich hätte
auch nicht gedacht, dass ich das über so viele Jahre mache und dann auch so groß.

Du nimmst Münster, seine Wahrzeichen und Persönlichkeiten ordentlich
auf`s Korn. Selbst vor unserem Oberbürgermeister Markus Lewe machst
du keinen Halt. Meistens liest es sich wie eine liebevolle Neckerei. Wie
stehst du zu Münster?

Ja, so kann man es, glaub ich, beschreiben. Aber Ich fühle mich trotzdem sehr
wohl hier.

Bist du gebürtig von hier?

Ich bin zugezogen, aber jetzt schon vor langer Zeit, vor gut zehn Jahren ungefähr. 

Deine Klischee-Münsteraner heißen „Münster-Mareike“ und
„Hansa-Hannes“. Fühlst du dich bereits selbst als Münsteraner?

Schon irgendwie. Aber natürlich weiß ich auch, dass die Münsteraner mich dafür
hassen, wenn ich jetzt sage, ich bin Münsteraner – da fehlt natürlich immer ein
bisschen was. Aber ich komme immerhin aus NRW und die westfälische Kultur ist mir
nicht fern. Aber Münster ist schon, wie viele sagen, eine Blase. Gefühlt ist Münster
oft nicht die reale Welt. Das merkt man als Zugezogener vielleicht noch deutlicher
als diejenigen, die schon immer hier leben. Und ich glaube, genau das hilft mir,
die besonderen Eigenarten dieser Stadt zu erkennen und zu verstehen. Dinge,
die viele als selbstverständlich ansehen, die aber einfach speziell Münster sind.
Und ja, ich bin sehr gerne hier, aber ich finde, manchmal ist es so perfekt, dass
es kaum auszuhalten ist. Und das ist dann genau der Ansatz, worüber ich meine
Witze mache. Wenn man das vergleicht mit vielen anderen großen NRW-Städten,
sticht Münster tatsächlich oft im positiven Sinne heraus. Münster ist aber natürlich
nicht nur Streberstadt. Es gibt auch Stadtteile, Bezirke, die so ein bisschen vergessen
werden, wo es halt nicht so gut läuft. Es ist mir wichtig, das auch zu erwähnen,
weil sich viele Menschen sonst nicht gesehen fühlen.

Mittlerweile hast du über 67 Tsd. Follower. Hast du damit gerechnet,
so eine Reichweite zu erlangen?

Nein, auf gar keinen Fall. Damals dachte ich, ich mache vielleicht so zehn, zwölf
Memes und hab damit dann jeden Witz erzählt. Aber irgendwie passiert ja immer
wieder Neues, das man kommentieren kann. Viele Sachen bleiben, aber unsere
Stadt ist auch im Wandel.

Geht’s dir um Unterhaltung und Likes oder hast du auch ein Sendungsbewusstsein? Zuletzt hast z.B. zum Wählen gehen aufgerufen.

Natürlich freue ich mich immer, wenn viele Leute meine Beiträge liken und teilen.
Aber bei manchen Beiträgen steht tatsächlich meine Überzeugung im Vordergrund
und weniger die Likes. Bei bestimmten Themen weiß ich mittlerweile vorher schon,
dass es eher dazu führt, dass Leute gehen. Andererseits weiß ich auch, dass viele
Follower diese Posts besonders schätzen.

Das nimmst du dann in Kauf?

Ja. Es gibt eben manche Themen, wo man polarisiert. Das können ganz
profane Dinge sein. Wenn ich zum Beispiel Münster mit „MÜ“ abkürze und
die Leute sich darüber aufregen, dann finde ich, ist es eine witzige Diskussion
und dann mache ich es auch mit Absicht, um die Diskussion anzuheizen.
Wenn es aber z.B. um Rassismus oder Sexismus geht, finde ich nicht, dass
darüber diskutiert werden kann. Und dann entfolgen mir die Leute eben,
die darauf keinen Bock haben.

Wie gehst du mit kritischem, sehr emotionalem oder
sogar feindseligem Feedback um?

Grundsätzlich folgen mir viele Personen, die mir im weitesten Sinne zustimmen.
Es gibt natürlich auch Themen, wo man grundsätzlich vielleicht das gleiche
meint und will, aber mit der Machart nicht zufrieden ist. Konstruktive Kritik
und den Dialog finde ich gut und wichtig. Ich versuche auch, alle Nachrichten
zu lesen, aber durch die Größe des Accounts komme ich leider nicht mehr
dazu, alle zu beantworten. Das war früher anders. Menschen, die mich
beleidigen oder anfeinden – die lösche oder blockiere ich.

Gibt es für Münster Dings Tabuthemen, bei denen du sagst:
„Die packe ich auf gar keinen Fall an“?

Es gibt natürlich die typischen Münster-Stereotype, über die viele Menschen
lachen können. Das kann auch mal total stumpf sein. Und dann gibt es
Sachen, die in Münster passieren, die mich auf irgendeine Art und Weise aufregen und ich dann nur schlecht aushalten kann. Mein Copingmechanismus
war schon immer Humor.
Aber zu Deiner Frage bezüglich der Tabuthemen. Ich muss immer grundsätzlich
als Person hinter einer Pointe stehen können und ich bedenke immer: Welche
Person oder Personengruppe greife ich wie an? Das ist auch eine Frage der
Perspektive. Wenn ich jetzt zum Beispiel Witze darüber mache, wie es teilweise
in Kinderhaus oder Coerde abgeht, hätte ich das Gefühl, dass ich nach
unten trete, weil ich nicht dort wohne. Ich bin gut bürgerlich aufgewachsen
und empfinde sowas als klassistisch. Ich würde damit wahrscheinlich nur
irgendwelche Stereotype reproduzieren und das will ich nicht. Ganz am
Anfang habe ich mal ein Meme über Kinderhaus gemacht - das würde ich
so heute nicht mehr machen.

Du erwähntest eben, dass du nicht mehr alle Nachrichten lesen oder
beantworten kannst, weil dir die Zeit dazu fehlt. Du postest täglich
Stories oder Beiträge, recherchierst usw. – und machst Münster Dings doch nur „nebenbei“?

Richtig, ich habe noch ein „anderes Leben“ und mache den Account nebenbei.
Letztes Jahr gab es einen Punkt, wo ich in Anbetracht des Zeitaufwandes
dachte: Entweder ich mach das hier richtig weiter oder ich lass es komplett
bleiben. Das war dann auch der Moment, als ich das erste Mal Kooperationen
eingegangen bin. Damit kann ich die Tatsache ausgleichen, dass ich durch die
Zeit für Münster Dings an anderer Stelle weniger Geld verdiene.

Seit wenigen Wochen gibt es nun Münster Dings-Merchandise.
Wie sieht der aus?

Man kann T-Shirts und Caps mit dem Aufdruck „Monaco di Vestfalia“ bestellen.
Eine Person in meinem Bekanntenkreis hat nämlich herausgefunden, dass
das der altitalienische Name für Münster ist. Seither nenne ich Münster in
meinen Memes manchmal so. Ich hatte Lust, Merch zu machen, aber fand`s
uncool, dass da einfach nur fett „Münster Dings“ draufsteht. Und da bot sich
„Monaco di Vestfalia“ besser an. Wie das ankommt, weiß ich noch nicht,
aber ich freu` mich sehr, dass das geklappt hat. Ist natürlich irgendwie cool,
wenn man als Account jetzt sein eigenes Shirt hat.

Münster Dings setzt sich auch für den guten Zweck ein. Du bietest
seit einiger Zeit gemeinnützigen Organisationen eine Plattform.

Richtig, das Projekt heißt „Dingswoch“ und läuft – wie man dem Namen schon
entnehmen kann – regulär jeden Mittwoch. Dann poste ich ein Reel von einer
gemeinnützigen Organisation, Initiative oder Stiftung, die in Bezug zu Münster
steht. Für einen gewissen Zeitraum gab es dazu sogar die „Dingswoch“-Party
im PULS Club, bei der ein Teil des Eintrittspreises gespendet wurde. Ich finde,
ehrenamtliche Arbeit ist super wichtig und muss wertgeschätzt werden. Ich
hab` früher auch sehr viel ehrenamtlich gearbeitet, aber dafür fehlt mir
jetzt leider die Zeit. Aber ich nutze meine Reichweite, um zu unterstützen.

Als Partymitveranstalter trittst du aber auch noch in Erscheinung?

Ja, das passiert tatsächlich hin und wieder. Zuletzt waren dies jeweils im Puls
Club die „Sommer-Spritz-Dings-Party“, die „Super-Nicht-Spontane-Münster-
Dings-Valentins-Single-Party und die „Dings in den Mai“-Party zum 1. Mai.
Im August steht noch einmal eine „Sommer-Spritz-Dings 2000er Party an“.
Und das wird bestimmt nicht die letzte PParty gewesen sein.

Gehst du selber auch gerne aus und feiern in Münster?

Clubmäßig war ich früher mehr unterwegs, heute gehe ich lieber in Bars.
Hast du Lieblingsspots?
Ich bin gerne im Hansaviertel unterwegs, aber auch das Südviertel oder
die Innenstadt haben ihre guten Bars. Welche davon ich favorisiere, kann
ich nicht einmal sagen – ich genieße die große Vielfalt, die Münster bietet.

Vielleicht sieht man sich ja mal in einer der Bars!
Vielen Dank für das Interview!

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Bild Fussballkneipe mit bester Aussicht
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Christian Bode und seine Fan-Pinte mitten im Preußen-Stadion – Zeitreise inklusive

Fussballkneipe mit bester Aussicht

Du betrittst eine gemütliche, kleine Kneipe und setzt dich an die  Theke. Von draußen hörst du einen Pfiff. Du stehst auf, gehst nach  draußen auf den Balkon – und stehst mitten im Preußenstadion!  Doch – das geht!

„Eine coole Mischung aus Partykeller, Vereinsheim und Preußen-Münster-Museum.“

Christian Bode hat sich mit seiner „Adlerhorst Bode-Loge“ ein Wohnzimmer mit Rasenblick im Stadion geschaffen. Der Unternehmer ist Sponsoringpartner des SCP. Ganz früher war der  gebürtige Lippstädter selbst als Mittelstürmer auf dem Bolzplatz aktiv. Im Jahr 2021 mietete er eine der Stadionlogen, um Freunde und Kunden zu Preußenspielen einzuladen. Den schmucklosen Raum mit weißen Wänden verwandelte der Energieeffizienzplaner mit Hilfe des Steinfurter Ausbau-Profis Goracon in eine coole Mischung aus Partykeller, Vereinsheim und Preußen-Münster-Museum. Oder wie Bode sagt: „Eine alte Münsteraner 80er-Jahre-Eckkneipe war die Idee.“

„Eine alte Münsteraner 80er-Jahre-Eckkneipe war die Idee.“

Die ist perfekt gelungen: Klinkeroptik, rustikales Holz, ein Erdnuss-Spender auf der Theke, Barhocker und ein Spielautomat an der Wand verströmen das authentische Flair einer Preußen-Pinte. Ein  gerahmter Originalbrief von Adidas-Gründer Adi Dassler (!) an Preußen-Ikone Fiffi Gerritzen (deutscher Vize-Meister 1951) sowie dessen echter Spielerausweis sind gewissermaßen als Reliquien  ausgestellt. Wimpel, vergilbte Eintrittskarten und Nippes runden die Atmo stimmig ab.

„Fiffi Gerritzens Spielerpass als Dekoobjekt.“

Bode ist begeistert – und ebenso seine Gäste: „Die erwarten einen gewöhnlichen Raum und dann werden sie von diesem Kneipenidyll überrascht!“ Der bodenständige Firmenchef, der fest in Westfalen  verwurzelt ist, ist in seinem Element, wenn er Dönekes aus seiner Kickerzeit erzählt („Sechs Tore in der zweiten Halbzeit gegen Wiedenbrück!“). Das Spiel steht für ihn im Vordergrund: „Netzwerken kann man vorher oder hinterher – aber nicht  während der Partie!“.Kein Wunder, dass sich einige benachbarte Logen nach Schlusspfiff flugs leeren und Bodes Kneipenidyll noch einige neue Gäste begrüßen darf. Kaum ein Spieler oder Funktionär, der nicht schon hier gesessen hätte. Auf den Brief des Adidas-Gründers an Preußen-Legende Gerritzen ist Bode besonders stolz: „Der Dassler hat ein Bild von Gerritzen mit seinen  Söhnen in einer Zeitung gesehen und ihm geschrieben, er will Fiffis Kindern jedes Jahr einen Adidas-Trainingsanzug und neue Fußballschuhe zu Weihnachten schicken und hat das auch getan  – was für ein cooler Unternehmer!“ Das ist Bode unfraglich auch, denn er hat sich die Einrichtung des Logen-Juwels etwas kosten lassen und damit die Investition auch nachhaltig ist, gleich  den Sponsoringvertrag verlängert…  

 

 

Bild 10 Fragen auf leeren Mage
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Dipl.-Ing. Dieter Sieger

10 Fragen auf leeren Mage

1. Was gab's heute zum Frühstück? „Wie immer Quark mit frischem Obst vom Wochenmarkt.“

2. Was war Ihr Lieblingsessen als Kind? „Spaghetti natürlich. Etwa einmal pro Woche gab es bei uns zuhause Spaghetti mit Tomatensoße.“

3. Worauf haben Sie in diesem Moment gerade Hunger?  „Auf chinesisches Essen. Meine Frau ist Holländerin, sie stammt aus Amsterdam. Dort gibt es ein wahnsinnig gutes chinesisches Restaurant, das wir regelmäßig besuchen, wenn wir in der Stadt sind. Ich freue mich schon jetzt aufs nächste Mal.“ 

4. Hand aufs Herz: Bei welchem Fastfood werden Sie schwach? „Fastfood kommt für mich nicht in Frage.“

5. Wenn Sie 100 € zum Essen gehen geschenkt bekämen – wo würden Sie die heute „verbraten"? „Salvatore ist für mich der beste Koch in Münster. Ich würde in der Trattoria Salvatore Nudeln mit Trüffeln bestellen, die bereitet er  ganz besonders zu. Der Nachtisch würde dann ganz automatisch kommen – nämlich meine geliebte Zabaione.“

6. Bestes Anti-Kater-Rezept für den Morgen nach der Party? „Meine Frau und ich trinken gerne Wein, aber nicht in den Mengen, dass es uns danach schlecht geht. Unser gesundes Frühstück wäre aber auch dann das richtige und vielleicht eine Tasse Kaffee mehr als sonst.“

7. Was ist immer eine Kaloriensünde wert? „Ich esse unheimlich gerne Schokolade. Bei einem gemütlichen Fernsehabend bleibt es nicht bei einem Stück. Eine Lindt-Schokolade fällt meiner Frau und mir an so einem Abend  komplett zum Opfer.“

8. Wer zapft in Münster das beste Bier? „Wir essen gerne bei Leve, schätzen die ländlich-westfälische Küche. Und hier gehört für uns Weintrinker unbedingt auch ein Bier vorweg dazu.“

9. Ein typischer Essensduft bei Ihnen heute oder früher zuhause? „Reis kommt bei uns häufig auf den Tisch. Den erschnuppere ich schon, wenn ich zur Tür hineinkomme. Aber auch nach Knoblauch  duftet es oft.“

10. Was gab's bei Ihrem ersten romantischen Candle-Light-Dinner? „Fondue! Das war ja mal richtig modern und auch bei uns gab es das recht oft – nicht nur zum romantischen Dinner. Verschiedene  Fleischsorten, diverse Soßen, das war immer schön, wenn man Gäste hatte. Ich glaube, das müssten wir mal wieder machen …“

 

Bild Mein Perfekter Tag in Münster
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Christoph Tiemann: Schauspieler, Kabarettist & Moderator (Tiemann testet, WDR) u.v.m.

Mein Perfekter Tag in Münster

„Der perfekte Tag in Münster beginnt für mich ... gerne etwas  später. Bitte nicht zu früh aufstehen, ich bin ja Abend- und  teilweise auch Nachtarbeiter. Aber irgendwann reißt einen in der Domstadt ja doch irgendeine Kirchenglocke aus den Träumen. 

 Dann aber bitte mit etwas Bewegung in den Tag starten:  einmal joggend die Promenade umrunden – oder den Aasee,  wenn man schon etwas besser im Training ist – oder die Promenade und den Aasee für die übermotivierten Tage. 

 Nach der Dusche geht es dann auf einen Cappuccino ins Café Nachtisch an der Kanalstraße. Gegen etwas Süßes zum Kaffee kann und sollte man sich hier nicht wehren, aber kein Problem, man war ja gerade laufen. Auch an einem perfekten Tag darf gearbeitet werden, aber nur wenn man mit den Kolleginnen und Kollegen so viel Spaß hat wie beim Theater ex libris. Wir fahren ins Studio und produzieren ein neues Hörspiel oder proben für einen unserer Live-Auftritte im Münsterland. Eine Riege ganz großartiger  Sprecher:innen und Musiker, die, ganz nebenbei, auch noch richtig nett sind. So macht Arbeit Spaß!

Die Mittagspause verbringe ich gern im Großen Kiepenkerl, denn hier ist es traditionell, aber nie spießig. Die ,klassische‘ westfälischer Küche wird hier mit viel Rücksicht auf Tierwohl und Nachhaltigkeit umgesetzt – und wer vegetarisch oder  vegan essen möchte, findet auch etwas.

Wenn ich etwas abschalten will, dann geht es mit Inlinern oder dem Fahrrad in die Rieselfelder oder zu einem Spaziergang in den Wolbecker Tiergarten. Falls ich am Abend keinen Auftritt haben sollte, dann liebe ich es ins Kino zu gehen. Besonders viel Atmosphäre bietet das Schlosstheater. Und das Cinema an der Warendorfer Straße zeigt manches Filmjuwel, das im Main-Stream Programm nicht zu finden ist.“

Bild „Powern statt Poltern“
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Sascha von Zabern

„Powern statt Poltern“

Der Leiter des Atlantic-Hotels Münster ist gleichzeitig Vertreter der Münsteraner Gastronomie im Vorstand der Initiative starke Innenstadt (ISI). Eins von mehreren Indizien dafür, wie engagiert sich das erst 2021 eröffnete Hotel in Münsters Stadtgesellschaft  einbringt. Wir sprachen mit ihm über das offene Konzept „seines“ Hotels und die drängendsten Probleme der münsterschen Innenstadt-Gastro. 

Erstmal nachträglichen Glückwunsch zum 2. Geburtstag des Atlantic-Hotels. Sascha von Zabern: Dankeschön.

Die G7-Außenminister haben in Ihrem Haus übernachtet, ebenso der FC Bayern nach dem Pokalspiel gegen Preußen Münster und unsere MSGA-Leser haben Ihre Skybar zu Münsters Bar des Jahres gewählt – es könnte schlechter laufen? Dafür bin ich sehr dankbar, denn die meisten Münsteraner sagen sich: Warum soll ich in der eigenen Stadt ins Hotel gehen? Meine Hausaufgabe war, den Münsteranern zu erklären: ‚Du kannst ja zuhause schlafen, aber komm‘ doch mal vorbei – zum Abendessen, zum Geschäftstermin, zum Loungen, zum Ausgehen. Oder einfach zum Gucken. Du musst auch nichts kaufen.' Das hat offenbar gut geklappt, denn das Haus hat sich als Eventlocation, Restaurant und Bar schnell einen Namen in der Stadt gemacht. Allerdings liegt es in einem Problemumfeld. Schreckt das Drogenmilieu zwischen Engelenschanze und Bremer Platz keine Besucher ab? Ich will das Problem gar nicht kleinreden, aber Bahnhofsgegenden sind immer speziell. Und damit sind wir schon bei einer der Aufgaben, der sich die ISI mit stellen möchte. Wir sind an dem Thema sehr dicht dran und zwar im engen Schulterschluss mit der Immobilien- und Standortgesellschaft (ISG) Bahnhofsviertel, dem Ordnungsamt und der Polizei. Münsters neue Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf nimmt die Sorgen ernst und macht  einen guten Job. Dadurch, dass wir ständig im Austausch sind, kann schnell gehandelt werden.

Auch das Thema Verkehr polarisiert in Münster. Weniger Autos = mehr Aufenthaltsqualität. Ist das eine Gleichung, die für Sie aufgeht? Anders gefragt: Gehören Sie zum Team „Autos raus aus der City“ oder „Wir müssen erreichbar bleiben“? Ich habe in dieser Frage sozusagen zwei Hüte auf. Erstens den Hut des Hoteliers: Unsere Gäste müssen uns natürlich mit dem Pkw erreichen können. Zweitens den Hut der ISI: Uns ist vor allem wichtig, dass Ideologie und Emotionen aus dieser Debatte herausgenommen werden. Wir können die Frage nur sachlich, pragmatisch und fair lösen. Und vor allem muss man ERST  Alternativen schaffen und DANN Bereiche sperren. Man kann nicht Straßen dichtmachen und den Leuten sagen: ‚Seht mal zu…‘. Beispiel Domplatz …Die Kommunikation war sicher nicht glücklich. Die Frage ist jetzt: Was machen wir mit dem autofreien Platz? Wie schaffen wir konsumfreie Aufenthaltsqualität? Ich persönlich würde mir ein Angebot für 12-16jährige Kinder wünschen, die für den Maxisand zu alt sind.

Die ISI verknüpft die Interessen von Gastronomie und Einzelhandel in Münster. Kann man da voneinander lernen? Wir haben gerade in der Lockdownphase sehr intensiv kommuniziert, der seinerzeitige Geschäftsführer Linus Weistrup hat fast täglich aktuell informiert. Wir haben aus dieser Zeit gelernt, dass Gastronomie und Handel sich gegenseitig brauchen – einer allein macht die Stadt nicht attraktiv. Die neuen Sprecher des Vorstandes – bestehend aus Ansgar Buschmann (Immobilien), Andreas Weitkamp (Handel) und mir – sieht seine Arbeit darin, Inspirationen, Ideen und Impulse zu schaffen und zu kommunizieren – allerdings nicht laut polternd in der Presse, sondern mit allen vernetzten Partnern. Wir arbeiten und gestalten. Unsere Hauptthemen sind Mobilität und Sicherheit. Und  natürlich die Besucher: Handel und Gastronomie haben teils die Frequenz aus der Vor-Lockdownzeit wieder erreicht, aber noch nicht die früheren Umsätze. Da spielt die Inflation natürlich eine Rolle: Die Leute können jeden Euro nur einmal ausgeben.

Als die Anhebung der Mehrwertsteuer auf Speisen von sieben auf 19 Prozent im Bundestag zuletzt zur Debatte stand, haben Sie sich direkt ans Finanzministerium gewandt.  Wir als ISI haben gemeinsam mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) Münsteraner Bundestagsabgeordnete angesprochen und einen Brief an Finanzminister Lindner geschrieben, um die Folgen sichtbar  zu machen. Auch hier gilt für uns: Powern statt Poltern.

Leider hat sich die Regierung anders entschieden. Was sind ansonsten die aktuell drängendsten Probleme in Münsters Gastronomie und Hotellerie? Welche Unterstützung wünschen Sie sich für die Lösung? Die Bettensteuer wird ab 2024 auch auf geschäftliche Übernachtungen von der Stadt gefordert. Da müssen wir einen Weg finden, dass es uns Hoteliers und Gastronomen gelingt, mit dieser neuen Doppelbelastung (Bettensteuer und 19% MwSt.) sowie dem Fachkräftemangel klarzukommen. Außerdem  wünsche ich mir einen fachlichen und sachlichen Austausch aller Partner ohne Polemik und persönliche Emotionen in allen aktuellen Innenstadtfragen.