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OB Markus Lewe sieht Münster auf dem richtigen Weg

Gute Aussichten!

Oberbürgermeister Markus Lewe ist in sein letztes Amtsjahr gestartet. Im Oktober 2025 soll Schluss sein. Uns hat er verraten, was er bis dahin noch alles anstoßen möchte und wo er Münster 2030 sieht. Unsere Preußen jedenfalls in Liga 1. Und auch ansonsten gibt sich der langgediente OB (seit Oktober 2009) erfrischend optimistisch.

Freuen Sie sich auf die viele Freizeit demnächst?

Ich gehe ja nicht in den Ruhestand, langweilig wird es sicher nicht. Ich hätte auch noch länger gemacht, aber ich will kein Stuhlkleber sein. Und bis Oktober 2025 gibt es noch reichlich Hausaufgaben: Wir erleben einen Epochenbruch, angefangen bei den geopolitischen Veränderungen. Die Politik muss den Menschen reinen Wein einschenken und ehrlich sagen, dass nicht alles so bleiben kann wie gewohnt. Wir werden viele Dinge neu definieren müssen. Aber wenn die Menschen das Gefühl haben, die Politik sagt ihnen nicht die Wahrheit, können diese Herausforderungen zu einer Demokratiekrise werden. Als europäische Friedensstadt hat Münster da eine besondere Verantwortung.

Was wünschen Sie sich, wie man sich zukünftig an Sie erinnert: Der Lewe war ein…

Oh nein, ich will kein Denkmal. Wenn ich ein Denkmal setzen will, dann eines für Münsters hervorragend engagierte Bürgerschaft: Kaum eine andere Stadt hat so ein starkes Engagement im Ehrenamt, sei es bei der freiwilligen Feuerwehr oder im Sport oder sonstwo. Denken Sie mal an die Zeit der Pandemie, wo Musiker spontan vor Altenheimen gespielt haben. Oder die Schlangen der freiwilligen Blutspender nach der Kiepenkerl-Amokfahrt. Oder die gewaltige Hilfswelle nach dem Starkregen. Diese solidarische Stadtgesellschaft ist ein wahrer Leuchtturm!

Dafür braucht es auch gute Rahmenbedingungen…

Ich sage immer, die Stadt ist wie ein Wohnzimmer. Darin sollen sich alle wohlfühlen können, hier soll man gerne zusammenkommen. Und manchmal muss darin auch eine Party steigen. Ich glaube, Münster bietet mit seinem gesunden Mix diesen Rahmen für alle.

Dazu zählen auch Mobilität und Erreichbarkeit. Ist die Idee der autofreien Innenstadt nun ein Segen, der mehr Besucher anzieht, oder ein Fluch, mit dem wir uns selbst in die Isolation abhängen?

Die Frage ist eher: Sieht man das ideologisch oder lösungsorientiert? Eine komplett autofreie Innenstadt wird es niemals geben. Aber es gibt kluge Konzepte für Alternativen. Nur mit Verboten geht es nicht. Die Umleitung der Verkehrsströme durch neue Bahnstrecken wie die zukünftige S8 – die alte WLE-Strecke – vom Hafen bis Sendenhorst sind wichtige Bausteine. Im Bereich Preußenstadion und Warendorfer Straße/Schiffahrter Damm sollen ebenfalls neue Haltepunkte für den regionalen Schienenverkehr entstehen.

"Die Stadt ist wie ein Wohnzimmer. Darin sollen sich alle wohlfühlen."

Wo sehen Sie Münster 2030?

Weiterhin wachsend und wirtschaftlich erfolgreich. Vor allem durch noch engere Kooperation mit der Uni. Es werden Wissenschaftsparks mit Forschung, Wohnen, Gastronomie und Kultur entstehen, die eng mit der Wirtschaft zusammenarbeiten und so Fachkräfte gewinnen. Münsters Potenzial ist enorm! Wussten Sie beispielsweise, dass zwei Drittel aller gesamtdeutschen Bankenbuchungen über Münsteraner Rechenzentren abgewickelt werden?

Haben wir 2030 dann auch unseren Provinzkomplex überwunden?

Komplexe hat nur der, der mit sich selbst unzufrieden ist. Es ist unwichtig, ob wir Provinz sind – entscheidend ist, ob man in Münster glücklich werden kann. Dazu müssen die Stadtquartiere gut funktionieren. Ein persönliches Anliegen von mir ist, Coerde weiter zu entwickeln, z.B. mit einem Zentrum für Stadtteilkultur am Hamannplatz. Ich möchte auch, dass der Musikcampus noch realisiert wird. Da wünsche ich mir von der Politik viel mehr visionären Enthusiasmus – in der Hinsicht ist Münster vielleicht doch etwas provinziell. Und 2030 wird Preußen Münster in der 1. Bundesliga spielen. Lachen Sie nicht!!

Was ist Ihr lokales Lieblingsprodukt?

Ich liebe Münster-Produkte! Zum Beispiel Bier von Pinkus und Finne oder Kaffee von Herrn Hase oder der Roestbar. Ich finde auch klasse, wie sich diese Unternehmen entwickelt haben.

Also grundsätzlich eher Manufaktur als großer Store?

Ich bevorzuge immer die Kleinteiligkeit. Die Inhaberpersönlichkeiten, die Unternehmensgeschichten – das schafft ja eine ganz starke Identität und Bindung. Ich liebe es zum Beispiel, wenn über dem Rosenplatz der Duft vom Bierbrauen bei Pinkus hängt.

Zu einer attraktiven Stadt gehört auch eine einladende Gastronomie. Wie kann die kommunale Politik die durch Corona, MwSt-Erhöhung und Personalmangel ziemlich gebeutelte Gastroszene Münsters unterstützen – und wohin gehen Sie selbst am liebsten aus? Heimatküche oder aktueller Food-Trend?

Münsters Gastroszene ist bunt, dynamisch und hervorragend, sei es regionalwestfälisch oder aus aller Welt, von herzlich einfach über mutig und kreativ bis hin zur Sternenküche. Das macht es schwer, persönliche Favoriten hervorzuheben. Es ist gerade diese lebendige Vielfalt, die unsere Stadt bereichert und so lebenswert macht. Dabei geht es nicht einfach um Genuss oder Konsum - Kneipen, Restaurant und Gaststätten sind auch wichtige Ort der Begegnung, die den Zusammenhalt unserer Gesellschaft stärken. Es ist mir daher schon immer ein Anliegen, diese Vielfalt zu erhalten bzw. zu fördern und Münsters Gastronomie den Rücken zu stärken. Den verschiedenen Herausforderungen können wir am besten im oenen Dialog begegnen, um gemeinsam die Rahmenbedingungen zu verbessern. Konkret kann das etwa bedeuten, bürokratische Hürden abzubauen oder die Möglichkeiten der Außenbewirtschaftung weiter auszuschöpfen.

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